Donnerstag, 22. November 2012

1. Weihnachtsgruß aus der Karibik

So. Nun nach einem Monat lasse ich wieder von mir hören.

Es hat sich wieder alles komplett geändert;
Von meiner deutschen Gastfamilie aus bin ich nun vor knapp einem Monat in das "mehr oder weniger" mexikanische Stadtviertel "Ejido" (wer sich vom letzten Blogeintrag noch an Ejido erinnert...) gezogen. Ich passe hier bis Mitte Dezember auf ein kleines Häuschen eines amerikanischen Pärchens auf.
Das Häuschen ist sehr einfach und schlicht eingerichtet; Betonfussboden und Wände die teilweise nicht gestrichen sind.
Der Eingang der gleichzeitig auch Wohnzimmer ist, bietet eine haarige Couch wegen der 2 Hunde und 5 Katzen, eine alte Satelittenschüssel und viel elektronik Müll.
Die Küche hat Geräte wie z.B. einen Mixer oder einen Kühlschrank, der mir im Gegensatz zum Dschungel den Komfort von 5-Sternen bietet. Es ist wirklich erstaunlich, wie man Strom, Wasser und Kühlschrank nach einem Aufenthalt im Dschungel zu schätzen lernt.
Leider funktioniert die Waschmaschine nicht. Stattdessen hat die Hausbesitzerin mir gesagt ich solle einfach eine Straße weiter gehen und sie dort in die Wäscherei geben. Schlecht gelaunt wegen der zu erwartenden hohen Kosten bin ich dann vor 4 Wochen zum ersten Mal mit einem riesigen Wäschekorb zur Wäscherei...hat mich ganze 5 Minuten Arbeit und 45 Pesos (2,50€) gekostet :)
Insgesamt fühle ich mich in dem Haus richtig wohl.

Was die beiden Hunde angeht, so hat sich die Anzahl traurigerweise gestern Morgen auf eins reduziert. Der ältere Hund (mit erstaunlichen 17 Jahren) ist in der Nacht leider gestorben. Ich befand mich dann aber gestern Morgen in einer ungünstigen Situation, da ich den Hund nicht einfach wegschaffen konnte ohne die Besitzer vorher nach ihren Präferenzen zur Entsorgung oder gar Hundebestattung zu befragen. Auf der anderen Seite konnte der tote Hund aber nicht länger als ein Tag in der prallen Sonne liegen.
Aufgebracht und in Gedanken bin ich dann erstmal, nach erfolglosen Kontakaufnahme-Versuchen, 2 Stunden zu spät zur Arbeit.
Bei meiner Heimkehr dann mein verdutztes Gesicht und ein neues Problem...: "Wer klaut bitte einen toten Hund am frühen Morgen?"....
Das eine Problem war schonmal aus der Welt geschafft, "Hund entsorgt", aber was sollte ich den Besitzern sagen? Dass ihr Liebling am morgen erstmal tot war und dann geklaut wurde!?
Nach stundenlangem grübeln und mehrfachen Emails an die Besitzer kam dann die Antwort: "Dass es ihnen Leid täte, da sie vergaßen mir Bescheid zu geben, dass sich Freunde von ihnen um das Problem gekümmert hätten".
Mehr oder weniger beruhigt konnte ich dann schlafen gehen.

In der Schule bin ich nun wieder bei den ganz kleinen Kindern eingesetzt, aus Personalmangel. Diesmal arbeite ich aber nicht in der Vorschule, sondern im Kindergarten mit 3-5jährigen.
Im Vergleich zu den bisherigen Arbeiten sehr anders und erstaunlicher Weise auch sehr anstrengend.
Hier wird zumindest viel Spanisch gesprochen und ich komme schon mit einigen Sätzen weiter. Das Verstehen läuft auch schon besser, aber vieles verstehe ich trotzdem noch nicht.

Die letzten beiden Wochenenden habe ich dann endlich nach 3 Monaten nutzen können, um ein wenig Mexiko zu erkunden. Neben Mayaruinen und Cenoten, war ich dieses Wochenende auf der kleinen Insel Holbox.
Die Insel ist nur 12km lang und 1,5km breit. Es gibt nur ein kleines Dorf auf der Insel. Die Straßen sind nur befestigte Sandwege und durch die engen Straßen sind nur Golfcarts und keine Autos erlaubt.
Die Insel lebt vorallem von den kleinen Fischern und der ansteigenden Zahl von Touristen. Wobei der Tourismus noch sehr überschaubar ist.
Die billigste Unterkunft, in der ich mit einem Freund übernachtet habe, ist ein Hostel. Dieses ist aber relativ neu und bietet sehr viel komfort. Mit 115Pesos (7€) die Nacht war das ein sehr guter Preis.
Die Strände sind oft verlassen und einfach natürlich. Beim spazieren gehen sieht man des öfteren Pelikane und Flamingos.
Die Tage dort waren einfach traumhaft.

Das Wetter ist hier tagsüber immer noch richtig heiß. Nachts kühlt es dann oft auf 18 Grad ab. Morgens treffen sich dann alle in der Schule zusammen mit langer Hose, Schuhen, dickem Pullover und die Sekretärin sogar mit Wollmütze. Was vielleicht lächerlich klingt, aber man ist die Hitze so sehr gewöhnt, dass einem 18 Grad wie der tiefste Winter vorkommen.

Die kalten Nächte bringen aber dennoch nicht die europäischen Weihnachtsgefühle. Vorallem nicht wenn man tagsüber bei der Hitze in einen Supermarkt kommt und man herkömmliche Weihnachtsbäume (aus Plastik) und Christbaumkugeln kaufen kann. Das passt einfach nicht! Da wäre doch eine geschmückte Weihnachtspalme viel schöner, oder?
In der Schule werden nun auch Weihnachtslieder eingeprobt. Keines diese Lieder kannte ich bisher, aber die Kinder haben ihren Spaß.

Diesmal habe ich ein neues Fotoalbum hochgeladen, da ich endlich eine gute Internetverbindung zur Verfügung habe.

Grüße
Moritz




Mittwoch, 10. Oktober 2012

Es geht wieder bergauf

Sooo....nach ein paar verzweifelten und anstrengenden Wochen, scheint es nun langsam bergauf zu gehen.
Nach dem regen Emailverkehr, werde ich euch nun auf den aktuellen Stand der Dinge bringen:

Ich habe nun eine Gastfamilie (eine deutsche, mit spanisch sprechenden Jungs), bei der ich vorerst unterkommen kann. Dies ist zwar noch keine endgültige Bleibe, aber die Schule ist bemüht (hoffentlich) eine weitere Gastfamilie oder Lösung zu finden.
Was das Geld betriff, bekomme ich nun von der Organisation aus Deutschland meine eigentlich zugesicherten 100€ Taschengeld vollständig ausgezahlt. Zudem hat die Schule das Essensgeld von bisher 1000 Pesos (60€) verdoppelt. Also nun 2000 Pesos (120€). Unerwartet wurde mir von der Schule zudem der neue Betrag des Essensgeldes auch für die letzten Wochen mitberechnet. Damit  habe ich das ganze fehlende Geld der letzten Wochen zurückbekommen.

Was die Arbeit in der Schule betrifft, so habe ich nun mehr oder weniger den Job von Chiara in der Grundschule übernommen. Der einzige Unterschied ist, dass ich nicht wie Chiara den Deutschunterricht alleine vorbereite und halte, sondern dass ich einer der Lehrerinnen beim Deutschunterricht assistiere und aushelfe.
Andere Aufgaben sind zudem Einzelstunden mit 2 Schülern. Täglich gehe ich mit einem Jungen, der Konzentrationsprobleme hat, in den Garten, um dort für eine Zeit lang zu Arbeiten. Zwei Mal wöchentlich betreue ich außerdem ein geistigbehindertes Mädchen und mache mit ihr einige Spiele und Übungen, um ihre Koordination zu trainieren.
Hin und wieder habe ich Freistunden, in denen ich entweder Vorbereitungen machen kann, oder handwerkliche Sachen auf dem Schulhof erledige.
Meine jetzigen Aufgaben sind im Gegensatz zum Kindergarten also viel flexibler und auch abwechslungsreicher.
Das persönliche- bzw. arbeits Verhältnis zu den Lehrern ist nach dem ganzen Aufruhr jedoch ziemlich geknickt.

Was die mexikanische Kultur betrifft, so ist diese hier leider eher wenig anzutreffen, da Playa del Carmen ein absolutes Touristenmonopol ist.
Die Schule wird weitgehendts von amerikansichen/kanadischen Kindern besucht. Andere anzutreffende Nationalitäten (neben Mexikanern natürlich) sind Spanier, Niederländer, Deutsche, Schweizer.
Von den 10 Lehrkräften sind nur zwei mexikanisch. Die Schulleitung wird aus einem Engländer und einer Spanierin gebildet.
Die meisten Kinder/Eltern/Lehrer der Schule wohnen in Playacar. Playacar ist ein Wohnresort direkt bei Playa del Carmen. Um hinein zukommen muss man an der Security vorbei. Das Resort sieht genauso aus wie ein vornehmer amerikanischer Vorort (nur halt mit Palmen). Breite Straßen, große Häuser, Pool im Garten und zwei teure Autos vor der Tür.

Die einzige mexikanische Kultur ist im Stadtteil Ejido. Ejido wird durch die Hauptstraße vom eigentlichen Playa del Carmen (das direkt am Meer liegt) abgetrennt. Dort wohnen die mexikanischen Arbeiter.
Wenn sich also nun keine weiter Gastfamilie findet, werde ich wohl eine Wohnung nehmen müssen. Meine Wahl würde dann wohl eher Ejido treffen, um der mexikanischen Kultur näher zu kommen.

Seit vorgestern habe ich ein Fahrrad. Dies habe ich neu für umgerechnet 80€ erstanden. Das Fahrrad ist sehr simpel. Keine Gangschaltung, kein Licht und das Klappern beim fahren ist normal, also seehr mexikanisch. Jeder fährt hier mit so einem Fahrrad rum.

Am Wochenende helfe ich hin und wieder wenn ich Zeit habe in einer Tauchschule aus. Der Deal ist, dass ich dafür Tauchen kann. Gestern habe ich meine erste Tauchstunde im Swimmingpool bekommen. Morgen geht es dann zum ersten Mal ins Meer.




Mittwoch, 26. September 2012

Die härteste Woche

So. Die letzten Tage waren ein drunter und drüber. Angefangen von meinem Arbeitsstreik am Mittwoch, bis zu meiner momentanen Obdachlosigkeit.
Aber eins nach dem anderen.

Wie ich schon in meinem letzten Blogeintrag erwähnte, bekommen Chiara und ich nicht genügend zu Essen und haben zudem Probleme mit der "Cabana", der Hütte im Dschungel.
Obwohl wir schon mehrmals die Schule um ein Meeting gebeten hatten, um die Umstände zu lösen, wurde jedes Treffen immer wieder hinausgeschoben mit der Begründung, dass noch nicht alles mit der deutschen Organisation geklärt sei. Dies fing vor 3 Wochen an und hat sich bis letzten Mittwoch hingezogen.
Am Mittwoch sollte ich dann endlich ein Meeting nach der Schule bekommen (Chiara ist davon nicht betroffen, da sie am Dienstag nach Deutschland zurück fliegt). Kurz vor Schulschluss bekam ich dann die Nachricht, dass das Meeting wieder aufgeschoben wird. Völlig entrüstet ging ich also ins Büro, um die leitenden Personen der Schule zur Rede zu stellen. Ich sagte ihnen, dass ich unter diesen Umständen nicht mehr weiter arbeiten würde und dass ich erst wieder anfangen würde nachdem es ein ausführliches Meeting gab. Nach einem heftigen Wortgefecht wurde ich dann vor die Wahl gestellt: "Entweder ich akzeptiere die Umstände und die Cabana, oder ich sollte gehen!".
Ich entschied mich fürs Gehen und packte noch am selben Abend meine Sachen. Eine Familie bot mir für ein paar Nächte ein Bett an.
Am Freitag bekam ich dann eine SMS der Schule, ob wir nicht vielleicht doch noch einmal in Ruhe reden könnten. Das lang ersehnte Meeting war damit auf Sonntag morgen gelegt.
 
Das Resultat und meine Gefühle schrieb ich direkt nach dem Meeting in einer Email nach Deutschland an die Organisation:

"(...) Ich hatte heute mit der Schule das Gespräch über die momentanen Zustände.
Was das Geld (also die 60€ von der Schule) betrifft, so sind diese immernoch als Essensgeld gedacht und nicht als Taschengeld. Damit habe ich bisher nur 40€ Taschengeld pro Monat erhalten.
Mehr Geld werde ich, nach der Erkenntnis des Meetings, für das Essen hier auch nicht bekommen. Die Schule hat mir stattdessen angeboten, das Essen für mich einzukaufen. Dies habe ich schon vor 3 Wochen vorgeschlagen. Daraus ist bis heute nichts geworden. Und ich bezweifel, dass dies auch eine Lösung sein könnte.

Was die Cabana betrifft, so machte mir die Schule den Vorschlag, in eine Gastfamilie einziehen zu können. Dafür ist aber vorausgesetzt, dass ich diese selber organsiere und die Schule auch keine finanzielle Unterstützung für die Familie bieten wird. Es ist also keine Lösung, die durch die Initiative der Schule ermöglicht wird, sondern es liegt ganz allein an mir eine zu finden und diese zu finanzieren.

In der Cabana kann ich nicht weiter wohnen. Ich bekomme allein im Dschungel, ohne Licht und ohne Kontakt zu der Außenwelt einfach Depressionen.

Im großen und ganzen heißt dies, dass alles beim alten bleibt!
Es gibt weder genügend Essen, noch eine Alternative zur Cabana!
Ich sitze immer noch auf den Kosten des vergangen und diesen Monats, da ich weitgehendst das Essen selber zahlen musste (dies habe ich aber ausführlich in meiner letzten Mail geschrieben wie du weißt).
Die Schule hat mir nun für diese Woche frei gegeben, um über alles nachzudenken und mir Alternativen zu suchen. Diese Zeit wurde mir zudem gegeben, um über einen evtl Abbruch nachzudenekn, den ich ja schon erwähnte.
Diese Alternativen die ich suchen soll/kann, würden aber alle bedeuten, dass ich diese aus eigener Tasche zahlen müsste, was ich aber nicht kann. Weder Essen noch eine Unterkunft.

Momentan möchte ich eigentlich nur noch nach Hause, da sich bisher hier einfach nichts verändert hat. Wir sind nun seit Beginn dabei mehr Essensgeld zu bekommen und nach 6 Wochen aufenthalt hat sich hier GAR NICHTS verändert. Obwohl ich in meinem Entschluss schon recht sicher bin, ist dies dennoch ein letzter Hilferuf für eine Veränderung noch in dieser Woche."
Innerhalb von 24 Stunden ging ein Schreiben an die Schule und an mich; Die Organisation würde meine mir zustehenden 100€ Taschengeld komplett zahlen, damit die 60€ der Schule nur für Essen sind. Zudem würden sie auch einen finanziellen Beitrag zu einer Gastfamilie beisteuern. Jedoch müsste die Schule mir helfen eine Gastfamilie zu finden.
Die Schule hat zwar bisher noch nicht viel dazu beigetragen, jedoch gibt es hier eine Mutter die mich dabei unterstützen möchte. Diese hat heute morgen eine Rundmail an aller Eltern geschickt, ob mich nicht vorerst jemand für einen Monat oder vielleicht auch länger aufnehmen möchte.
Ich kann also langsam wieder neue Hoffnung schöpfen.

Was meinen Schlafplatz angeht, so habe ich momentan keinen festen. Nachdem ich bei der ersten Familie nicht mehr bleiben konnte, wollte ich übergangsweise zurück in den Dschungel. Jedoch wurden unmittelbar nach meinem Auszug, 2 Arbeiter in der Cabana einquartiert. Mein ganzes Gepäck konnte ich im Büro unterbringen und ich bin nun nur mit meinem Wanderrucksack unterwegs auf der Suche nach Schlafplätzen. Ich konnte vorerst bei einer anderen Familie für eine Nacht bleiben.
Gestern nacht habe ich mir einen Schlafplatz über die Website www.couchsurfing.org organisieren können. Auf dieser Website können Leute ihre Couch für reisende anbieten. Diese Initiative gibt es schon seit einigen Jahren. Ich habe also letzte nacht bei "Mario" gepennt. Ein netter Kerl, der mit seinem Rucksack schon überall war: Den Amazonas mit einem Boot runter gefahren, in Guyana auf Krokodiljagt, an der ägyptischen Grenze als vermeintlicher Terrorist eingesperrt...usw.
Diese Nacht wird wahrscheinlich wieder ein neues Abenteuer. Ich habe zwar um 17 Uhr ein Treffen mit einem Betreuungslehrer, aber was organisatorische Dinge angeht wissen wir ja nun alle Bescheid. Ich habe keine Hoffnungen, dass er eine Übergangslösung hat.

Ich bin gespannt was die nächsten Tage bringen, es bleibt ein Abenteuer
euer Moritz


Donnerstag, 20. September 2012

Der erste Monat



Nachdem wir nun vor mehr als einem Monat angekommen sind, ist das Leben hier nicht gerade einfach.
Unser Visum haben wir nun endlich beantragt, nachdem wir fünf Mal zur Einwanderungsbehörde gehen mussten. Nun ist dieses in der Bearbeitung und wir warten darauf es abholen zu können.
Was die Kriminalität angeht, habe ich auch schon meine erste Erfahrung machen müssen. Als ich nachts noch mit Freunden schwimmen war und wir „eigentlich“ unsere Sachen „sehr gut“ versteckt hatten, waren unsere Handys innerhalb von 5min. weg. Das Versteck unter den Sonnenliegen war folglich nicht der geeignetste Ort.
Von der Polizei wird man wohl auch öfters mal angehalten. Diese Erfahrung habe ich bisher zum Glück noch nicht gemacht. Falls dies aber einmal der Fall sein sollte, so haben mich meine mexikanischen Freunde in die Kunst des Bestechens eingeweiht. In Mexiko passiert es nämlich oft, dass die Polizei einen anhält, nur um Geld zu verdienen. Ein anderer Freiwilliger in Mexiko den ich vom Seminar kenne, wurde letztens beispielsweise nachts angehalten, als ermit dem Auto in eine Einbahnstraße fuhr. Zu seinem Pech waren zudem all seine deutschen Papiere zuhause. Da man bei den Bestechungen aber auch auf Verhandlungsebene gehen kann, zahlte er statt 900 Pesos (55€) nur 200 Pesos (12,50€). Das Bestechen gehört hier also zum Alltag. Deshalb wurde uns auch schon von einer Mitbewohnerin von Chiara gesagt, dass wir im Notfall das Visum auch für 1000 Pesos (60€) bekommen, wenn wir zur richtigen Person in der Einwanderungsbehörde gehen, da sie dort lange Zeit gearbeitet hat.

Was die Schule angeht, haben wir seit einiger Zeit Probleme. Diese fangen beim Essensgeld an. Wir sollten eigentlich zwei Mahlzeiten während der Schulzeit und 35 Pesos (2,20€) fürs Abendessen bekommen. Die erste Mahlzeit, unser Frühstück, ist erst um 11Uhr morgens und ist meist auch nicht ausreichend, da wir wie die Kinder die Selben „Portiönchen“ bekommen. Bisher bekommen wir auch für das Wochenende nur 35 Pesos täglich, jedoch sind hier die Lebensmittelpreise genauso hoch wie in Deutschland und für 3 Mahlzeiten sind 35 Pesos doch recht knapp bemessen.
Das Eis für die Kühlbox (da es keinen Kühlschrank gibt) muss ich weitgehend selber zahlen, wobei der Hausmeister auch nicht der zuverlässigste ist und der Käse ohne Eis nach 2 Tagen schlecht wurde.
Auch die Cabana, ist nicht der Idealste Wohnort. Das Zufallsprodukt Wasser und Strom ist bisher mit das kleinste Problem. Über die Tiere und Insekten sehe ich mittlerweile meist hinweg und lasse sie in der Cabana, da es mir zu lästig geworden ist alle 15min aufs Neue irgendeinen ungebetenen Gast rauszuschmeißen. Die einzigen Ausnahmen sind die Taranteln und Skorpione. Diese mussten bisher immer den Besen zu spüren bekommen.
Das größte Problem bisher ist die Tatsache, dass ich nun alleine im Dschungel wohne. Aber auch zu zweit ist dies nicht der geeignetste Ort zu leben, denn alleine, Abseits der Zivilisation, kommt man nicht wirklich dazu sich in die Sprache einzufinden. Zudem sind die Freizeitgestaltungen im Dschungel sehr beschränkt.
Der letzte Bus von Playa del Carmen aus fährt um 21Uhr, wobei man eigentlich eine halbe Stunde früher dort sein muss, da der letzte Bus überfüllt sein kann. Nach Ausstieg am Highway geht es dann 1km durch die Dunkelheit zurück in den Dschungel. 
Da meist der Strom frühzeitig ausfällt, sitze ich dann nachts bei Kerzenschein im Dschungel und versuche die Buchstaben aus meinem Spanisch Buch zu entziffern.
Wenn es regnet, dann regnet es nicht nur draußen. Bei Wasserausfall muss ich mich dann nur in die richtige Ecke in der Cabana stellen und kann mich trotzdem duschen, da das Strohdach so dicht wie ein Sieb ist.
Für einige Zeit ist das einsame Leben im Dschungel natürlich seine Erfahrung Wert, aber auf Dauer lässt es sich hier alleine nicht aushalten.
Das Argument der Schule war bisher, dass sie nicht genügend finanzielle Mittel hätte uns mehr zu unterstützen. Wobei der Arbeitsvertrag besagt, dass wir zusätzlich zum Essen auch ein Taschengeld von 1000 Pesos (60€) bekommen sollten, was bisher nicht der Fall war. Die Schule hat somit seit einem Monat den Vertrag nicht eingehalten und wir mussten weitgehend das Essen selber zahlen .
Die Spenden die wir gesammelt haben, werden zusammen mit all den anderen Spenden der 700 Freiwilligen bei den „Freunden der Erziehungskunst Rudolph Steiners“, im sogenannten „Solidaritätsfond“, verwaltet. Durch diesen „Solidaritätsfond“, werden die Organisatorischen Dinge, Seminare und Flüge gezahlt, oder im Notfall auch finanzielle Aushilfen was das Essensgeld angeht. Da dies aber nur Aushilfen sind, sind auch hier die Mittel von Deutschland aus begrenzt.
Mittlerweile haben wir uns schon öfters mit der Organisation in Deutschland in Verbindung gesetzt, um zusammen mit der Schule zu einer Lösung kommen. Eine Alternative zum Dschungel könnte hier z.B. eine Gastfamilie sein.
Da Chiara sich hier unwohl fühlt und mit der gesamten Situation unzufrieden ist, wird sie das Jahr wohl voraussichtlich abbrechen und Anfang Oktober zurück nach Deutschland fliegen.

Die Arbeit im Kindergarten nimmt gemächlich ihren Lauf. Die Arbeit ist dort recht unspektakulär, bis auf drei Geschwister, die die Gruppe ganz schön aufmischen. Den ältesten habe ich zu betreuen, was nicht gerade einfach ist. Ob ich oder eine der anderen Erzieherinnen etwas sagt; er lässt sich von nichts beeindrucken und macht munter weiter Lärm. Zum Glück sind die zwei jüngsten der ganzen Bande noch zu jung für den Kindergarten, sonst hätten wir den Störfaktor gleich 5mal.
Zum Unabhängigkeitstag der am Samstag (15.9.) war, wurde schon am Freitag in der Schule ein mexikanischer Tag veranstaltet. Das heißt die Kinder wurden aufgeklärt worum es bei dem Tag geht. Sie haben zugeschaut wie die „Guacamole“ zubereitet wird und zum krönenden Abschluss wurde die mexikanische Fahne gehisst und es wurde gleichfarbiger Kuchen zur Flagge gegessen.
Dann am Samstag, dem „Dia de la indepencia“, habe ich mir abends das Spektakel auf dem Marktplatz angeschaut. Zunächst trat eine Gruppe auf, die Ihre Mariachi-Musik spielte und um Mitternacht wurde dann der Aufruf zum Unabhängigkeitskampf von 1810 verlesen. Zum Abschluss riefen tausende Menschen auf dem Marktplatz „Viva Mexico“ und es gab ein riesen Feuerwerk. Dieses war so gigantisch, das Aachen an Silvester einpacken kann.

Bei "Bilder" gibt es ein neues Fotoalbum (#3)

Mittwoch, 5. September 2012

Das Leben im Dschungel

Nun sind schon mehr als 3 Wochen im Dschungel vergangen und mittlerweile sind auch die Sommerferien vorbei und das normale Schulleben hat begonnen. Aber dazu später. Zunächst einmal erzähl ich ein bisschen über das Leben im Urwald.

Die Schule und so auch mein Zuhause liegt ca. 5km von Playa del Carmen entfernt. Vom Highway aus fährt man 1km gerade in den Dschungel rein, um die Schule zu erreichen. Dafür wurde vor 7 Jahren, als die Schule gegründet wurde, eine Schotterpiste angelegt, die nicht gerade schonend für die Stoßdämpfer der Autos ist. Mein Zuhause in der Schule ist die „Cabana“ (span.: Hütte). Diese Cabana, oder Hütte, ist sehr klein. Sie besteht aus einem Raum mit einer kleinen Empore unter dem Dach. Es gibt genau eine Glühbirne, eine Steckdose und einen Ventilator. Wobei das mit der Elektrizität nur relativ ist, da sie jeden Abend nach einer viertel Stunde ausfällt. Da es hier schon um 7Uhr dunkel ist, ist der Bedarf an Kerzen und Batterien sehr hoch. Seit einer Woche gibt es auch einen Gasherd zum kochen. Vorher musste man die Schulküche nutzen.
Meine Wäsche wasche ich in einer großen Plastikbox per Hand. Warmes Wasser gibt es nirgendwo in der Schule.
Glasfenster gibt es keine, sondern nur Mückennetze.
Die Wände sind aus Lehm und zwischen den Wänden und dem Strohdach ist es offen. Dadurch gibt es in der Hütte stets eine reiche Artenvielfalt von Tieren.
Täglich muss man Skorpione, Würmer und andere Insekten entfernen. Letzte Woche hat sich auch mal eine Tarantel in die Cabana verirrt. Mit Stirntaschenlampe und Besen bewaffnet habe ich dann am späten Abend den Kampf mit der Tarantel ausgetragen. Nach 2 Minuten Angstschweiß und wildem Gefuchtel mit dem Besen war klar wer der Herr im Haus ist.… ICH!
Chiara wurde der Dschungelwahnsinn zu viel und ich lebe nun alleine im Urwald. 300m weiter wohnt der Hausmeister, wodurch es auch eine Hilfsperson bei Notfällen gibt.
Um die Einkäufe zu transportieren nehme ich für gewöhnlich meinen Wanderrucksack. Wenn ich mal nach der Schule eine Mitfahrgelegenheit verpasse, um in die Stadt zu kommen, muss ich zum Highway laufen. Von dort aus nehme ich eins der „Colectivos“. Dies sind die Busse in die ca. 15 Personen passen. Da es keine regulären Haltestellen gibt, stellt man sich an den Straßenrand des Highways und winkt wenn eines der Colectivos kommt. An der Stelle an der man aussteigen möchte muss man dann einfach Bescheid sagen. Eine Fahrt kostet 12 Pesos (ungefähr 75 Cent).

Die Schule hat einen Kindergarten, eine Vorschule und 6 Klassen in der Grundschule.
In der ersten Arbeitswoche waren noch Schulferien und so haben wir Freiwilligen und die Lehrer die Schule bzw. die Klassenräume auf Vordermann gebracht. Die Klassenräume wurden teilweise neu gestrichen, der Kindergarten und die Vorschule geschmückt und der Schulhof aufgeräumt.
Im Kindergarten und der Vorschule sind insgesamt 25 Kinder. In den jeweiligen Grundschulklassen sind meist nur 6 Kinder.
Meine Aufgabe ist momentan in der Vorschule zu arbeiten. Um 7:30 Uhr beginnt jeden Tag meine Arbeit. Zunächst, nach dem wir Lehrer (bzw. Freiwilligen) uns alle begrüßt haben, ist meine Aufgabe den Klassenraum der Vorschule vorzubereiten. Obwohl es Vorschule heißt, ähnelt es jedoch dem Alltag der Kinder dort eher einem Kindergarten und verdient wohl auch diesen Namen.
Zwischen 8 und 9Uhr treffen dann nach und nach die Kinder ein. Im Laufe des Morgens gehe ich dann mit 2 oder 3 Kindern zur Schulküche, um die Sachen für den Salat zu holen, den ich dann mit ihnen zusammen vorbereite.
Nach dem Essen gehen die Kinder raus zum spielen und ich fange an das Geschirr zu spülen und die Sachen für den Mittagsschlaf der Kinder vorzubereiten. Das heißt ein Wechsel-T-Shirt  für jedes Kind, da sie durch die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit total verschwitzt sind und das ausbreiten von Matten auf die für jedes Kind ein Kissen kommt. Die Kissen sind markiert mit Symbolen, damit jedes Kind sein Kissen bzw. seinen Platz findet.
Was die Sprache angeht, kann ich mich bisher nur auf Englisch integrieren wobei ich schon spanische Ansätze mit kleinen Sätzen mache.

Seit 4 Tagen habe ich eine Grippe. Damit ich diese nicht allein im Dschungel auskurieren muss, hat mich eine Familie aus der Grundschule bei sich zuhause in Playa del Carmen aufgenommen und pflegt mich dort gesund.
Die Visa von Chiara und mir haben wir immer noch nicht. Nachdem man den Antrag in Deutschland gestellt hat, muss man hier zu Einwanderungsbehörde. Meist, wie auch bei uns beidem, reicht nicht ein Besuch dort, sondern meist 3 oder 4. Falls wir die Visa nicht bekommen sollten, wäre das auch nicht dramatisch, da unser aktuelles Touristenvisum ein halbes Jahr gültig ist. Um dieses wieder um ein halbes Jahr zu verlängern, müssten wir nur einen 2 tägigen Ausflug ins 300km entfernte Belize machen. Die meisten Ausländer die hier wohnen machen dies ebenfalls, da ihnen der Aufwand mit dem Einwanderungsbüro zu groß ist.

Die ersten Bilder habe ich nun auch hochgeladen

Hasta pronto
Moritz


Sonntag, 12. August 2012

Abschied und Anreise

Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Verwandten, liebe Leser.

In diesem Blog werde ich von nun an über mein freiwilliges Jahr in Mexiko berichten. Da ich noch nicht weiß wie oft ich die Möglichkeit haben werde das Internet zu benutzen, kann ich noch nicht genau sagen in welchen Abständen ich schreiben werde. Aber zunächst einmal zu meiner letzten Zeit in Deutschland und meiner Anreise ins wunderschöne Playa del Carmen.

Nachdem ich schon vor etwa einem Monat meine Familie verabschieden musste, da sich deren Urlaub und mein Vorbereitungsseminar überschnitten hatten, habe ich mit den letzten Vorbereitungen begonnen. Ich musste alles beisammen haben, da ich vom Seminar aus, das am 9. August endete, direkt nach Frankfurt fuhr, um am 11. Meinen Flieger nach Mexiko zu nehmen. In diesen letzten Tagen in Aachen hatte ich besonders viel Besuch von Freunden. Es war eine schöne aber auch sehr anstrengende Zeit, da ich neben dem Packen auch alles sauber halten musste. Nach 5 Tagen bin ich dann mit dem Zug von Aachen aus nach Helmarshausen zum Seminar gefahren. Dieses dauerte insgesamt 10 Tage. Bei der Anreise war ich ziemlich unmotiviert durch die Vorstellung, dass ich die letzte Zeit in Deutschland nicht in Aachen bei Freunden und Verwandten, sondern in einem kleinen Dorf im nirgendwo verbringen würde.
Das Seminar war dann aber doch nicht so trocken und langweilig wie ich es erwartet hatte. Um es zuzugeben, hatte ich dort meine besten und lustigsten 10 Tage seit langem. Wir waren insgesamt mit 80 Leuten dort, die alle in diesem Sommer nach Südamerika für ein freiwilliges soziales Jahr ausreisen werden. Auf dem Seminar traf ich dann auch das erste Mal Chiara, mit der ich zusammen das Jahr im Dschungel verbringen werde.
Die Gestaltung des Seminars lag hier weniger auf Vorträgen mit ewig langen Theorien, sondern wurde praktische z.B. durch Experimente, Spiele und Aufgaben abwechslungsreich gehalten. Diese sollten z.B. den Teamgeist, die Wahrnehmung oder die Kreativität fördern. Abends von 20-22 Uhr saßen wir dann mit unseren Ländergruppen, also den Leuten, die ihr Jahr im selben Land verbringen, zusammen. Dabei wurden Länderspezifische Dinge besprochen und in der Gruppe die Gefühle, Erwartungen oder auch Ängste in Bezug auf das Jahr ausgetauscht. Diese Leute aus der Mexiko Gruppe werden Chiara und ich dann im Dezember in Mexiko-City für ein Zwischenseminar wiedertreffen.
Auf dem Seminar haben sich nahezu alle 80 Leute untereinander verstanden, wodurch die Nächte manchmal auch sehr lang wurden.
Die Tage dort gingen sehr schnell vorbei und der Abschied viel allen schwer.
In Frankfurt übernachtete ich 2 Nächte bei meinem Patenonkel und konnte dabei noch kleine Einkäufe machen und meine Sachen waschen bevor es nach Mexiko los ging.

Gestern war es dann endlich soweit. Um 10:10Uhr startete unser Flieger von Chiara und mir, von Frankfurt aus in Richtung Houston, Texas. Dort stiegen wir um und flogen noch 2 Stunden bis wir in Cancun ankamen. Nach einer 14 stündigen Reise hatten wir es dann endlich geschafft. An der Passkontrolle gab es dann aber das erste Problem. Trotz des Visums, das wir schon in Deutschland besorgt hatten kamen wir nicht durch. Eine halbe Stunde diskutierte Chiara auf gebrochenem Spanisch und Italienisch (da sie in Italien geboren ist) mit dem Polizisten. Nachdem dieser und vier weitere dazu gestoßene Polizisten endlich überzeugt waren durften wir weiter. Wir hatten nun unsere abgestempelten Visa und Chiara 5 Polizisten als neue Facebook-Freunde. Unser Betreuungslehrer Richard holte uns dann ab und ein halbe Stunde später waren wir endlich in Playa del Carmen. Zusammen mit ihm und Shavon, auch eine Lehrerin der Schule, gingen wir noch in eine Bar, namens „Biergarten“, die von einem deutschen Pärchen geführt wird. Richard erzählte uns, dass dies mittlerweile zum Ritual geworden ist und sie mit allen deutschen Freiwilligen am ersten Abend dort trinken gehen.
Übernachtet haben wir bei Richard und werden dies noch bis Dienstag tun und dann erst in den Dschungel ziehen, damit wir uns erst einmal einleben können. Nach einer erholenden Nacht haben Chiara und ich heute zuerst das Meer aufgesucht und danach Playa del Carmen erkundet. Dieses ist sehr touristisch und es besteht zu größten Teilen nur aus Hotels, Bars, Restaurants und Souvenirläden. Erst am Stadtrand wird es dann typisch Mexikanisch und erheblich ruhiger.
Die Hitze und Luftfeuchtigkeit ist hier so hoch, dass es fast unerträglich ist. Die Klamotten sind dauerhaft durchnässt vom Schweiß.
Chiara und ich wurden bisher schon mehrmals als Pärchen oder Verheiratete gehalten. So auch in dem Restaurant in dem wir heute Mittag Guacamole und Enchiladas gegessen haben, wurde uns eine angenehme Hochzeitsreise gewünscht.
Morgen geht es dann das erste Mal in die Schule, wo dann das kommende Schuljahr besprochen und organisiert wird.
Am Schluss möchte ich mich noch einmal für die große Unterstützung bedanken, die ich von so vielen Seiten in Deutschland für meine Vorbereitung bekommen habe. Auch an meine ausgezeichnete ärztliche Beratung einen großen Dank.

Bis demnächst

Euer Moritz