Nachdem wir nun vor mehr als einem Monat angekommen sind, ist das Leben hier nicht gerade einfach.
Unser Visum haben wir nun endlich beantragt, nachdem wir
fünf Mal zur Einwanderungsbehörde gehen mussten. Nun ist dieses in der
Bearbeitung und wir warten darauf es abholen zu können.
Was die Kriminalität angeht, habe ich auch schon meine erste
Erfahrung machen müssen. Als ich nachts noch mit Freunden schwimmen war und wir
„eigentlich“ unsere Sachen „sehr gut“ versteckt hatten, waren unsere Handys
innerhalb von 5min. weg. Das Versteck unter den Sonnenliegen war folglich nicht
der geeignetste Ort.
Von der Polizei wird man wohl auch öfters mal angehalten.
Diese Erfahrung habe ich bisher zum Glück noch nicht gemacht. Falls dies aber
einmal der Fall sein sollte, so haben mich meine mexikanischen Freunde in die
Kunst des Bestechens eingeweiht. In Mexiko passiert es nämlich oft, dass die
Polizei einen anhält, nur um Geld zu verdienen. Ein anderer Freiwilliger in
Mexiko den ich vom Seminar kenne, wurde letztens beispielsweise nachts
angehalten, als ermit dem Auto in eine Einbahnstraße fuhr. Zu seinem Pech waren zudem all
seine deutschen Papiere zuhause. Da man bei den Bestechungen aber auch auf
Verhandlungsebene gehen kann, zahlte er statt 900 Pesos (55€) nur 200 Pesos
(12,50€). Das Bestechen gehört hier also zum Alltag. Deshalb wurde uns auch
schon von einer Mitbewohnerin von Chiara gesagt, dass wir im Notfall das Visum
auch für 1000 Pesos (60€) bekommen, wenn wir zur richtigen Person in der Einwanderungsbehörde
gehen, da sie dort lange Zeit gearbeitet hat.
Was die Schule angeht, haben wir seit einiger Zeit Probleme.
Diese fangen beim Essensgeld an. Wir sollten eigentlich zwei Mahlzeiten während
der Schulzeit und 35 Pesos (2,20€) fürs Abendessen bekommen. Die erste
Mahlzeit, unser Frühstück, ist erst um 11Uhr morgens und ist meist auch nicht
ausreichend, da wir wie die Kinder die Selben „Portiönchen“ bekommen. Bisher
bekommen wir auch für das Wochenende nur 35 Pesos täglich, jedoch sind hier die
Lebensmittelpreise genauso hoch wie in Deutschland und für 3 Mahlzeiten sind 35
Pesos doch recht knapp bemessen.
Das Eis für die Kühlbox (da es keinen Kühlschrank gibt) muss
ich weitgehend selber zahlen, wobei der Hausmeister auch nicht der zuverlässigste
ist und der Käse ohne Eis nach 2 Tagen schlecht wurde.
Auch die Cabana, ist nicht der Idealste Wohnort. Das
Zufallsprodukt Wasser und Strom ist bisher mit das kleinste Problem. Über die
Tiere und Insekten sehe ich mittlerweile meist hinweg und lasse sie in der
Cabana, da es mir zu lästig geworden ist alle 15min aufs Neue irgendeinen
ungebetenen Gast rauszuschmeißen. Die einzigen Ausnahmen sind die Taranteln und
Skorpione. Diese mussten bisher immer den Besen zu spüren bekommen.
Das größte Problem bisher ist die Tatsache, dass ich nun
alleine im Dschungel wohne. Aber auch zu zweit ist dies nicht der geeignetste
Ort zu leben, denn alleine, Abseits der Zivilisation, kommt man nicht wirklich
dazu sich in die Sprache einzufinden. Zudem sind die Freizeitgestaltungen im
Dschungel sehr beschränkt.
Der letzte Bus von Playa del Carmen aus fährt um 21Uhr,
wobei man eigentlich eine halbe Stunde früher dort sein muss, da der letzte Bus
überfüllt sein kann. Nach Ausstieg am Highway geht es dann 1km durch die
Dunkelheit zurück in den Dschungel.
Da meist der Strom frühzeitig ausfällt,
sitze ich dann nachts bei Kerzenschein im Dschungel und versuche die Buchstaben
aus meinem Spanisch Buch zu entziffern.
Wenn es regnet, dann regnet es nicht nur draußen. Bei
Wasserausfall muss ich mich dann nur in die richtige Ecke in der Cabana stellen
und kann mich trotzdem duschen, da das Strohdach so dicht wie ein Sieb ist.
Für einige Zeit ist das einsame Leben im Dschungel natürlich
seine Erfahrung Wert, aber auf Dauer lässt es sich hier alleine nicht
aushalten.
Das Argument der Schule war bisher, dass sie nicht genügend
finanzielle Mittel hätte uns mehr zu unterstützen. Wobei der Arbeitsvertrag
besagt, dass wir zusätzlich zum Essen auch ein Taschengeld von 1000 Pesos (60€)
bekommen sollten, was bisher nicht der Fall war. Die Schule hat somit seit
einem Monat den Vertrag nicht eingehalten und wir mussten weitgehend das Essen
selber zahlen .
Die Spenden die wir gesammelt haben, werden zusammen mit all
den anderen Spenden der 700 Freiwilligen bei den „Freunden der Erziehungskunst
Rudolph Steiners“, im sogenannten „Solidaritätsfond“, verwaltet. Durch diesen
„Solidaritätsfond“, werden die Organisatorischen Dinge, Seminare und Flüge
gezahlt, oder im Notfall auch finanzielle Aushilfen was das Essensgeld angeht.
Da dies aber nur Aushilfen sind, sind auch hier die Mittel von Deutschland aus
begrenzt.
Mittlerweile haben wir uns schon öfters mit der Organisation
in Deutschland in Verbindung gesetzt, um zusammen mit der Schule zu einer
Lösung kommen. Eine Alternative zum Dschungel könnte hier z.B. eine Gastfamilie
sein.
Da Chiara sich hier unwohl fühlt und mit der gesamten
Situation unzufrieden ist, wird sie das Jahr wohl voraussichtlich abbrechen und Anfang Oktober zurück nach Deutschland fliegen.
Die Arbeit im Kindergarten nimmt gemächlich ihren Lauf. Die
Arbeit ist dort recht unspektakulär, bis auf drei Geschwister, die die Gruppe
ganz schön aufmischen. Den ältesten habe ich zu betreuen, was nicht gerade
einfach ist. Ob ich oder eine der anderen Erzieherinnen etwas sagt; er lässt
sich von nichts beeindrucken und macht munter weiter Lärm. Zum Glück sind die
zwei jüngsten der ganzen Bande noch zu jung für den Kindergarten, sonst hätten
wir den Störfaktor gleich 5mal.
Zum Unabhängigkeitstag der am Samstag (15.9.) war, wurde
schon am Freitag in der Schule ein mexikanischer Tag veranstaltet. Das heißt die
Kinder wurden aufgeklärt worum es bei dem Tag geht. Sie haben zugeschaut wie
die „Guacamole“ zubereitet wird und zum krönenden Abschluss wurde die mexikanische
Fahne gehisst und es wurde gleichfarbiger Kuchen zur Flagge gegessen.
Dann am Samstag, dem „Dia de la indepencia“, habe ich mir
abends das Spektakel auf dem Marktplatz angeschaut. Zunächst trat eine Gruppe
auf, die Ihre Mariachi-Musik spielte und um Mitternacht wurde dann der Aufruf zum Unabhängigkeitskampf von 1810 verlesen. Zum Abschluss
riefen tausende Menschen auf dem Marktplatz „Viva Mexico“ und es gab ein
riesen Feuerwerk. Dieses war so gigantisch, das Aachen an Silvester einpacken
kann.
Bei "Bilder" gibt es ein neues Fotoalbum (#3)
Bei "Bilder" gibt es ein neues Fotoalbum (#3)
Lieber grossartiger Moritz! Habe endlich Hilfe, um Dir zu schteiben! Ein Grossmutterherz ist verständlicherweise etwas angstvoll,`BISCHEN TRAURIG, ABER AUCH MÄCHTIG STOLZ AUF DICH! Wir haben die Orte ,über die Du schreibst, in bester Touristenfassung gesehen.Darum hoffe ich für Dich, daß Du das vielleicht doch noch erlebst! Ich bin jedenfalls froh, Dich heil wieder drücken zu können.Kuß Kuß Mami Usch und Dieter.
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