Donnerstag, 20. September 2012

Der erste Monat



Nachdem wir nun vor mehr als einem Monat angekommen sind, ist das Leben hier nicht gerade einfach.
Unser Visum haben wir nun endlich beantragt, nachdem wir fünf Mal zur Einwanderungsbehörde gehen mussten. Nun ist dieses in der Bearbeitung und wir warten darauf es abholen zu können.
Was die Kriminalität angeht, habe ich auch schon meine erste Erfahrung machen müssen. Als ich nachts noch mit Freunden schwimmen war und wir „eigentlich“ unsere Sachen „sehr gut“ versteckt hatten, waren unsere Handys innerhalb von 5min. weg. Das Versteck unter den Sonnenliegen war folglich nicht der geeignetste Ort.
Von der Polizei wird man wohl auch öfters mal angehalten. Diese Erfahrung habe ich bisher zum Glück noch nicht gemacht. Falls dies aber einmal der Fall sein sollte, so haben mich meine mexikanischen Freunde in die Kunst des Bestechens eingeweiht. In Mexiko passiert es nämlich oft, dass die Polizei einen anhält, nur um Geld zu verdienen. Ein anderer Freiwilliger in Mexiko den ich vom Seminar kenne, wurde letztens beispielsweise nachts angehalten, als ermit dem Auto in eine Einbahnstraße fuhr. Zu seinem Pech waren zudem all seine deutschen Papiere zuhause. Da man bei den Bestechungen aber auch auf Verhandlungsebene gehen kann, zahlte er statt 900 Pesos (55€) nur 200 Pesos (12,50€). Das Bestechen gehört hier also zum Alltag. Deshalb wurde uns auch schon von einer Mitbewohnerin von Chiara gesagt, dass wir im Notfall das Visum auch für 1000 Pesos (60€) bekommen, wenn wir zur richtigen Person in der Einwanderungsbehörde gehen, da sie dort lange Zeit gearbeitet hat.

Was die Schule angeht, haben wir seit einiger Zeit Probleme. Diese fangen beim Essensgeld an. Wir sollten eigentlich zwei Mahlzeiten während der Schulzeit und 35 Pesos (2,20€) fürs Abendessen bekommen. Die erste Mahlzeit, unser Frühstück, ist erst um 11Uhr morgens und ist meist auch nicht ausreichend, da wir wie die Kinder die Selben „Portiönchen“ bekommen. Bisher bekommen wir auch für das Wochenende nur 35 Pesos täglich, jedoch sind hier die Lebensmittelpreise genauso hoch wie in Deutschland und für 3 Mahlzeiten sind 35 Pesos doch recht knapp bemessen.
Das Eis für die Kühlbox (da es keinen Kühlschrank gibt) muss ich weitgehend selber zahlen, wobei der Hausmeister auch nicht der zuverlässigste ist und der Käse ohne Eis nach 2 Tagen schlecht wurde.
Auch die Cabana, ist nicht der Idealste Wohnort. Das Zufallsprodukt Wasser und Strom ist bisher mit das kleinste Problem. Über die Tiere und Insekten sehe ich mittlerweile meist hinweg und lasse sie in der Cabana, da es mir zu lästig geworden ist alle 15min aufs Neue irgendeinen ungebetenen Gast rauszuschmeißen. Die einzigen Ausnahmen sind die Taranteln und Skorpione. Diese mussten bisher immer den Besen zu spüren bekommen.
Das größte Problem bisher ist die Tatsache, dass ich nun alleine im Dschungel wohne. Aber auch zu zweit ist dies nicht der geeignetste Ort zu leben, denn alleine, Abseits der Zivilisation, kommt man nicht wirklich dazu sich in die Sprache einzufinden. Zudem sind die Freizeitgestaltungen im Dschungel sehr beschränkt.
Der letzte Bus von Playa del Carmen aus fährt um 21Uhr, wobei man eigentlich eine halbe Stunde früher dort sein muss, da der letzte Bus überfüllt sein kann. Nach Ausstieg am Highway geht es dann 1km durch die Dunkelheit zurück in den Dschungel. 
Da meist der Strom frühzeitig ausfällt, sitze ich dann nachts bei Kerzenschein im Dschungel und versuche die Buchstaben aus meinem Spanisch Buch zu entziffern.
Wenn es regnet, dann regnet es nicht nur draußen. Bei Wasserausfall muss ich mich dann nur in die richtige Ecke in der Cabana stellen und kann mich trotzdem duschen, da das Strohdach so dicht wie ein Sieb ist.
Für einige Zeit ist das einsame Leben im Dschungel natürlich seine Erfahrung Wert, aber auf Dauer lässt es sich hier alleine nicht aushalten.
Das Argument der Schule war bisher, dass sie nicht genügend finanzielle Mittel hätte uns mehr zu unterstützen. Wobei der Arbeitsvertrag besagt, dass wir zusätzlich zum Essen auch ein Taschengeld von 1000 Pesos (60€) bekommen sollten, was bisher nicht der Fall war. Die Schule hat somit seit einem Monat den Vertrag nicht eingehalten und wir mussten weitgehend das Essen selber zahlen .
Die Spenden die wir gesammelt haben, werden zusammen mit all den anderen Spenden der 700 Freiwilligen bei den „Freunden der Erziehungskunst Rudolph Steiners“, im sogenannten „Solidaritätsfond“, verwaltet. Durch diesen „Solidaritätsfond“, werden die Organisatorischen Dinge, Seminare und Flüge gezahlt, oder im Notfall auch finanzielle Aushilfen was das Essensgeld angeht. Da dies aber nur Aushilfen sind, sind auch hier die Mittel von Deutschland aus begrenzt.
Mittlerweile haben wir uns schon öfters mit der Organisation in Deutschland in Verbindung gesetzt, um zusammen mit der Schule zu einer Lösung kommen. Eine Alternative zum Dschungel könnte hier z.B. eine Gastfamilie sein.
Da Chiara sich hier unwohl fühlt und mit der gesamten Situation unzufrieden ist, wird sie das Jahr wohl voraussichtlich abbrechen und Anfang Oktober zurück nach Deutschland fliegen.

Die Arbeit im Kindergarten nimmt gemächlich ihren Lauf. Die Arbeit ist dort recht unspektakulär, bis auf drei Geschwister, die die Gruppe ganz schön aufmischen. Den ältesten habe ich zu betreuen, was nicht gerade einfach ist. Ob ich oder eine der anderen Erzieherinnen etwas sagt; er lässt sich von nichts beeindrucken und macht munter weiter Lärm. Zum Glück sind die zwei jüngsten der ganzen Bande noch zu jung für den Kindergarten, sonst hätten wir den Störfaktor gleich 5mal.
Zum Unabhängigkeitstag der am Samstag (15.9.) war, wurde schon am Freitag in der Schule ein mexikanischer Tag veranstaltet. Das heißt die Kinder wurden aufgeklärt worum es bei dem Tag geht. Sie haben zugeschaut wie die „Guacamole“ zubereitet wird und zum krönenden Abschluss wurde die mexikanische Fahne gehisst und es wurde gleichfarbiger Kuchen zur Flagge gegessen.
Dann am Samstag, dem „Dia de la indepencia“, habe ich mir abends das Spektakel auf dem Marktplatz angeschaut. Zunächst trat eine Gruppe auf, die Ihre Mariachi-Musik spielte und um Mitternacht wurde dann der Aufruf zum Unabhängigkeitskampf von 1810 verlesen. Zum Abschluss riefen tausende Menschen auf dem Marktplatz „Viva Mexico“ und es gab ein riesen Feuerwerk. Dieses war so gigantisch, das Aachen an Silvester einpacken kann.

Bei "Bilder" gibt es ein neues Fotoalbum (#3)

1 Kommentar:

  1. Lieber grossartiger Moritz! Habe endlich Hilfe, um Dir zu schteiben! Ein Grossmutterherz ist verständlicherweise etwas angstvoll,`BISCHEN TRAURIG, ABER AUCH MÄCHTIG STOLZ AUF DICH! Wir haben die Orte ,über die Du schreibst, in bester Touristenfassung gesehen.Darum hoffe ich für Dich, daß Du das vielleicht doch noch erlebst! Ich bin jedenfalls froh, Dich heil wieder drücken zu können.Kuß Kuß Mami Usch und Dieter.

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